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Der ätzende Scherz des Kinks-Sängers Ray Davies, er wisse nicht, was es in der Popmusik Neues gebe, da er zwei Wochen krank gewesen sei, wurde in den 80er Jahren traurige Realität. Einen revolutionären Mainstream gab es nicht mehr, Stile mischten sich bis zur Unkenntlichkeit, das "anything goes" mit seinem Verzicht auf jedwede Streitkultur war an der Tagesordnung. Rockmusik war zur Fahrstuhlberieselung für die Massen heruntergekommen, Meisterwerke waren beliebig geworden, außer einigen Spezialisten nahm sie ohnehin keiner mehr wahr. Popgötter wie R.E.M., Madonna und Michael Jackson lässt Heidkamp hier gleich außen vor, haben diese doch ihre Masken und Identitätswechsel zu sehr zum Programm erhoben, als dass da noch Brüche erschienen, oder gar der Klang des Widerständigen herauszuhören wäre.
Gratulation, Konrad Heidkamp! Endlich mal einer, der zugibt, dass ihm die musikalische Entwicklung nach '80 relativ schnurz ist. Es ist ja heute fast ein Alt-68er-Pflichtfach, ewig aufgeschlossen und hip zu erscheinen, nur um nicht zum alten Eisen zu zählen -- selbst wenn einem der zum Hintergrundgedudel verkommene Kram nur noch Bauchschmerzen verursacht.
Das "Widerständige", ein Begriff, der dem Autor in der Musik heilig ist. Widerständler, Suchende, wie der geniale Jazztrompeter Chet Baker, diese Kerze, die an beiden Enden brannte, liegen ihm am Herzen, oder die kantig-trotzige, sich jeder Stromlinienform verweigernde Patti Smith. Heidkamp traumwandelt noch einmal durch die verrauchten Jazzclubs und Beatkeller seiner Jugend, lässt Miles Davis wiederauferstehen, der gegen Ende immer weniger Töne benötigte und macht Neil Young, der immer noch Musik hervorbringt, die nicht von dieser Welt ist, seine Aufwartung.
Es sind ihm wunderschöne, fast poetisch anmutende Vignetten gelungen, vom Großwerden mit seinen Helden, von der Suche nach einem Klang, der das Leben neu bestimmte. Is it all over now? Not quite, nur ist eben alles verdammt anders. --Ravi Unger
